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13.04.2022

Studienbeginn an der Universität

Über die wunderbaren und stressigen ersten Erfahrungen einer Neo-Studentin
University School Building zurich_uni-header-unsplash

Valentina Baumann ist 2002 im Engadin geboren und in Celerina aufgewachsen. Von 2015 bis 2021 hat sie das Lyceum Alpinum besucht und im vergangenen Sommer dort die Matura abgeschlossen. Anschliessend hat sie ein Praktikum bei der Zeitung «Engadiner Post/Posta Ladina» absolviert und studiert nun «Kommunikationswissenschaften und Medienforschung» im Haupt- und «Vergleichende Romanische Sprachwissenschaften» im Nebenfach an der Universität Zürich. Seit Februar lebt sie in Winterthur und bloggt neben ihrem Studium für das Lyceum Alpinum.

Das Abenteuer beginnt

Es war der 17. Februar. Zum ersten Mal in meinem Leben würde ich ausziehen und in einer grossen Stadt wohnen. Erstaunlicherweise hielt sich meine Nervosität in Grenzen. Eher fasziniert schaute ich wie so oft aus dem Fenster, während mich meine Mutter raus aus meiner Heimat, dem Engadin, vorbei an Bergen, die mit der Zeit immer kleiner wurden, Wäldern und Feldern, nahe- und fernergelegen Ortschaften, bis hinein in die Grossstadt chauffierte. Der Himmel war wolkenverhangen und Winterthur – mein neues Zuhause – wirkte trotz grünen Parks und Wohngebieten eher grau. Bewusst hatte ich das Engadin ein paar Tage vor Studienbeginn verlassen, um mich ein bisschen einrichten zu können. Nichts hätte ich, wo sowieso schon alles neu war, weniger gebrauchen können als zusätzlichen Stress und Zeitknappheit. Nachdem ich also vor meiner neuen Wohnung, die ich lustigerweise mit lauter Engadinerinnen und anderen Bündner Mitbewohnerinnen teilte, abgesetzt wurde und mich eingerichtet hatte, sass ich also in dem Zimmer, in dem ich in Zukunft oft sein würde. Mittlerweile hatte sich ein wenig ein mulmiges Gefühl eingestellt, das aber von zunehmender Entdeckungslust verdrängt wurde.

Portrait VB

Studienbeginn – ein Wechselbad der Gefühle

Mein Wecker meldete sich um 8 Uhr, ich schaltete ihn aus und schlief noch ein bisschen weiter. Dass ich mir morgens so viel Zeit nehmen konnte, war ich nicht gewohnt, aber es lag daran, dass meine allererste Vorlesung erst um 14 Uhr beginnen würde. Also liess ich mir Zeit mit meiner Morgenroutine, erledigte einige Dinge im Haushalt und verliess die Wohnung aber trotzdem viel zu früh, um auf jeden Fall frühzeitig dort zu sein. Und weil ich in Oerlikon, wo sich ein weiterer Campus mit Vorlesungssälen befindet, trotzdem ein bisschen umherirrte, kam ich dann doch recht pünktlich an. Nervös setzte ich mich also in den angegebenen Hörsaal, natürlich nicht ohne abermals kontrolliert zu haben, ob ich den richtigen Raum gefunden hatte. Aber nur kurze Zeit später verkündete jemand, dass dieses Modul nur online stattfinden würde und ein Video zur ersten Lesung am Abend auf eine Onlineplattform hochgeladen werden würde. Also packte ich meine Sachen wieder zusammen und verliess den Hörsaal. Ich wechselte den Campus und fuhr mit dem Tram ins Zentrum, wo ich anderthalb Stunden an einem Tisch im Eingangsbereich sass und darauf wartete, dass meine – immer noch – erste Vorlesung beginnen würde. Irgendwann war es dann auch so und der Saal füllte sich schnell. Der Dozent stellte sich vor und kommunizierte das Inhaltsverzeichnis der dreizehn Vorlesungen vor der Prüfung, die Ende Mai stattfinden werde. Schon bald ging er dann aber in den Stoff über, der auch auf einem 300 Seiten langen Skript online zu finden sei. Die ersten anderthalb Stunden an der Universität vergingen wie im Flug und schon bald machte ich mich wieder auf den Heimweg.

Es kommt immer ein bisschen anders

Der folgende Tag verlief etwas hektischer. Obwohl ich pünktlich am Campus Irchel ankam, verbrachte ich zu viel Zeit mit meinem Mittagessen und musste mich also beeilen, um rechtzeitig in den Hörsaal zu kommen. Häufig musste ich Studierende nach dem Weg fragen, nur um herauszufinden, dass der erste Teil der Vorlesung erst nächste Woche stattfinden würde. Für den zweiten Teil begab ich mich dann ein bisschen später und ein wenig frustriert in den richtigen Raum, wo ausser mir nur drei Studenten sassen – auch dieses Modul würde nämlich nur online stattfinden. Ich durfte aber trotzdem dort sitzen bleiben, bis die Dozenten ihre Einführung gegeben hatten. Für den eigentlichen Teil der ersten Vorlesung begab ich mich aber in die Bibliothek, wo ich die Zeit verstreichen liess und mich dem Stoff widmete. So verliess ich den Campus am zweiten Tag doch sehr zufrieden und liess den Abend gemütlich mit meinen beiden Mitbewohnerinnen ausklingen. Die Übungen, die zur Vorlesung dazugehören, die ich am Mittwoch eingeplant hatte, würden ebenfalls erst in der zweiten Woche stattfinden. Und so konnte ich mich auf einen folgenden freien Tag freuen. Doch schon in der ersten Woche hatte ich Onlineveranstaltungen nachzuholen und mich auf kommende Vorlesungen vorzubereiten.

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Auf Lust folgt Frust

Am Tag darauf holte mich mein Wecker schon etwas früher aus meinem tiefen Schlaf. Um Viertel nach sieben um genau zu sein. Das aber auch nur, weil ich unbedingt genug Zeit für den Weg an die Uni einplanen wollte. Immerhin musste ich mit dem Bus zum Bahnhof in Winterthur fahren, dann einen Zug nach Zürich Hauptbahnhof nehmen, mir dort ein Tram suchen, das mich zur Uni fuhr und dann noch zu meinem Zielort laufen. Und obwohl ich tatsächlich eine Weile zwischen Gebäuden umherirrte, bis ich schliesslich das richtige gefunden hatte, war ich eine halbe Stunde zu früh da. Die erste Woche war ja dafür da, dass man als Studentin ein bisschen ein Gefühl für das Zeitmanagement bekommt und sich dann später schon sicherer auf den Weg macht, sagte ich mir selber oft. Die übrige Zeit konnte ich aber problemlos im Hauptgebäude des Zentrum-Campus nebenan verstreichen lassen und mich ein paar Minuten später wiederum Richtung Seminarraum begeben. Dass dieser Tag chaotisch und frustrierend für mich werden würde, war mir bis dahin nicht klar, das erste Seminar an diesem Donnerstag verlief nämlich wunderbar. Die Gruppe, die «Vergleichende Romanische Sprachwissenschaft» als Haupt- oder Nebenfach hatte, war zwar klein, aber offen und entspannt. Der Dozent bot der Klasse als erstes das «Du» an und begann dann sein Seminar. Der Unterricht war spannend und ich verliess das Gebäude mittags mit einem sehr guten Gefühl. Ich machte mich auf in eine Bibliothek, wo ich mir das nächste Modul ungestört auf Zoom ansehen konnte. Und schon eröffneten sich mir die nächsten Probleme. Zuerst konnte ich mich mit meiner UZH-Emailadresse nicht in Zoom einloggen. Dann – als ich mein privates Zoom-Konto verwendete – wurde ich für das Video gesperrt und schliesslich stimmte die angegebene Caller-ID nicht. Verzweifelt machte ich mich auf die Suche nach dem Tech-Support, während die Vorlesung immer weiterlief. Ich wurde von Gebäude zu Gebäude und von Raum zu Raum geschickt und blieb zum Schluss doch erfolglos. Ich muss gestehen, dass ich mich manchmal Gedanken wie «Was für eine blöde Uni» beschlichen. Doch mittlerweile, jetzt wo ich alles wunderbar im Griff habe, denke ich natürlich lange nicht mehr so. Schliesslich – die Vorlesung war schon lange zu Ende – wollte ich mich nach Hause nach Winterthur begeben, nur dass ich am Bahnhof Ähnliches erlebte. Ich fand mein Gleis in dem unterirdischen Labyrinth erst nicht und nahm eine Rolltreppe nach der anderen – an die Oberfläche, wieder runter, links rechts und wieder hoch, bis ich meinen Zug schliesslich gefunden hatte. Zu Hause kaufte ich mir zuerst mal ein paar Mini-Donuts, die mir zusammen mit einer Tasse Kaffee den Frust nahmen. Also riss ich mich zusammen, rief den Tech-Support per Telefon an, löste meine Zoom-Probleme und stellte erleichtert fest, dass die Vorlesung aufgenommen wurde und mir bis zum Ende des Semesters zur Verfügung stehen würde. Also entspannte ich mich an meinem Schreibtisch – mit einer weiteren Tasse Kaffee natürlich – und holte den verpassten Stoff nach.

Digitales und auch sonstiges Well-Being

Am letzten Tag dieser Woche, als der Ärger schon lange verflogen war, machte ich mich nicht zu früh und nicht zu spät auf den Weg, richtete mich an einem freien Arbeitsplatz ein und wartete auf den Beginn der zweitletzten Vorlesung dieser Woche. Wie sich bald herausstellte, sollte dieses Modul – «Digital Well-Being», also wie die sozialen Medien unsere Zufriedenheit beeinflussen – einer meiner Lieblingskurse werden. Deshalb genoss ich die erste Vorlesung in diesem Modul sehr, die Zeit verflog auch entsprechend schnell. Anschliessend, oder eher abschliessend, besuchte ich den Sprachkurs der französischen Übersetzung, der zu meinem Nebenfach gehörte. Schnell erkannte ich, dass das Niveau sehr hoch war und ich mich in Zukunft sehr ins Zeug würde legen müssen, um mithalten zu können. Aber wie ja bekannt ist, bringen einen die grössten Herausforderungen am weitesten. Und mit dieser Einstellung verliess ich den Unterrichtsraum nach anderthalb Stunden wieder und machte mich in Windeseile auf den Weg zum Bahnhof, um schnellstmöglich ins Engadin zu kommen, wo ich meinen Pass erneuern lassen musste. Die letzte halbe Stunde in Zürich war etwas hektisch, ich schaffte es aber dennoch auf den Zug.

An Herausforderungen wachsen

Und als ich also im Zug nach Hause sass – eine Aktivität, die ich übrigens sehr geniesse, und an einem Ort, an dem ich mich am meisten konzentrieren kann – sah ich aus dem Fenster, betrachtete die Ortschaften, die an uns vorbeiflogen und entspannte mich vollkommen. Die erste Woche an der Universität Zürich war rückblickend sehr hektisch gewesen. In so kurzer Zeit so viel Neues zu erfahren und zu sehen, kann schnell stressig werden. Manchmal habe ich mich von den vielen anderen Studentinnen und Studenten ein bisschen eingeschüchtert gefühlt, es kam vor, dass ich mich wegen technischen Schwierigkeiten oder weil ich einen Raum nicht gefunden hatte, verzweifelt gefühlt hatte und in den ersten Tagen in einer fremden Stadt hatte ich auch ab und zu ein Gefühl des Unwohl- und Alleinseins. Auch fand ich den Stoff teilweise sehr anspruchsvoll und wusste, dass ich mich in Zukunft sehr bemühen werde müssen, um alle Prüfungen zu bestehen. Aber all diese negativen Gefühle werden in den Schatten gestellt von den zahlreichen positiven Erfahrungen, die ich schon in so kurzer Zeit gesammelt hatte. Mich in so grossen und mir unbekannten Räumen und Plätzen zurechtzufinden, mit neuen Leuten zu sprechen und neue alltägliche Dinge zu lernen, wie die richtigen Trams zu nehmen oder den Haushalt ganz alleine zu machen, haben mich aus meiner Komfortzone bewegt und bin gewachsen. Und auch die Stadt Zürich, in der ich schon immer einmal leben wollte, hat mir die ganzen Vorteile der Grossstadt nähergebracht. Mein Horizont hat sich erweitert und alles, was mich in der ersten Woche beunruhigt hatte, fiel mir in der zweiten schon deutlich leichter und mein Selbstvertrauen wurde gestärkt. Und mit all diesen Gedanken fuhr ich erfüllt Richtung Engadin und in die komfortable, schöne Nähe von Zuhause.

Valentina Baumann, ehemalige Schülerin und LAZ Bloggerin

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