Rumänien?
Auch wenn es in Zeiten von Twilight und Co. wieder super angesagt ist – hier ging es nicht auf Vampirjagd. Die Jungen und Mädchen vom Lyceum Alpinum Zuoz haben sich vielmehr zusammengefunden, um gemeinsam anderen Jugendlichen zu helfen, die in ihrer Heimat leider nicht die gleichen Voraussetzungen vorfinden. Abseits der grösseren Städte herrscht teilweise Armut. Um diesem Missstand entgegen zu wirken und Verantwortung für unsere Gesellschaft zu übernehmen, haben sich diese 16 Jugendlichen freiwillig dazu bereit erklärt, ihre Ferien damit zu verbringen, anderen zu helfen. Auch dieses Jahr war deshalb schon früh klar, dass es wieder ein gemeinsames Projekt geben wird.

Corps of Volunteers – Freiwilligenarbeit des Lyceum Alpinum Zuoz
Moderne Arbeitsplätze, individuelle Förderung und gemütliche Unterkünfte – den Schülern am Lyceum Alpinum mangelt es an nichts. Umso schöner finden wir es jedes Jahr, dass sich so viele von ihnen bei uns um einen Platz im Corps of Volunteers-Programm bewerben um Freiwilligenarbeit zu leisten. Die Schüler tauschen hierfür ihre Ferienzeit gegen neun Tage intensivste körperliche Arbeit im Ausland ein. Der Nutzen dieser Projektarbeit bzw. Freiwilligenarbeit, so wie sie beim Corps of Volunteers umgesetzt wird, ist beidseitig und vielschichtig. Da ist zum einen der positive soziale Aspekt, der die Jugendlichen prägt, wie auch der gesellschaftliche, sowie auch die Wirkung für die Region und Gemeinde. Sozialkompetenzen erreicht man nicht durch Theorie. Man muss den Jugendlichen die eigenen sozialen und ökonomischen Privilegien bewusst machen. Und am besten lernen sie das durch Erfahrung. Wer das Leid anderer Gesellschaftsgruppen selbst erfährt, dem geht das Schicksal mancher deutlich näher. Da wächst das Verständnis für benötigte Hilfe, für Gesellschaft und Kultur sowie auch das Verständnis für Ökonomie.

Projekt: Für das Leben lernen und vom Leben lernen.
Während der Freiwilligenarbeit und generell der ganzen Reise gewinnen die Jugendlichen nicht nur tiefe Einblicke in ein fremdes Land und dessen Kultur, sie vertiefen auch ihr geographisches Bewusstsein. Sie erwerben handwerkliches Know-How, lernen die eigenen Grenzen ihrer Leistungsfähigkeit auszuloten und machen die wertvolle Erfahrung, dass sie durchaus in der Lage sind, unter erschwerten Bedingungen eine gute Leistung zu erbringen – vor allem, wenn man diese gemeinsam im Team angeht und sich dafür bestmöglich vorbereitet. Das alles sind Werte, die gerade in der aktuellen Zeit immer mehr an Bedeutung gewinnen. Für ein gemeinschaftliches Miteinander über alle Kulturgrenzen hinaus bedarf es gegenseitiges Verständnis und Toleranz. Es soll der nächsten Generation bewusst sein, dass das Wohlergehen aller Bevölkerungsgruppen von grösster Wichtigkeit ist.
Dieses Jahr ging es für die Schülerinnen und Schüler aufs Land nach Covasna, Rumänien, eine 10.000-Seelen-Stadt. Dort sollte im Rahmen der Freiwilligenarbeit das Dach einer Schule neu aufgebaut und eingedeckt werden, sowie die Fenster im oberen Stockwerk ausgetauscht werden. Vorab gab es dazu eine umfangreiche Planung des Projekts.
Tiziana Gees (Geographielehrerin): „In den Monaten vor dem Einsatz wurden mögliche Objekte besucht, Projekte besprochen und Zusammenarbeiten diskutiert. Dann wurde das „machbarste“ Projekt ausgewählt und die Verantwortungen aufgeteilt: wer bringt das Gerüst, wer das Holz, wer das Dach? Die Gemeinde Covasna hat uns Kost und Logie zur Verfügung gestellt und Holz für die Baustelle geliefert. Der Rest wurde von uns bereitgestellt. Auf den Rekognoszierungsreisen waren ein Spengler und ein Architekt dabei, die uns beraten haben.“
Und dann war der Tag der Tage gekommen. Die Fahrt ins Ungewisse stand bevor und selbst die Reise dorthin sollte für alle ein Erlebnis werden.

Die Reise – Von Bären und Pausen im Starkregen
Am 6. Mai 2019 ging es los. Die Schülerinnen und Schüler wurden gegen 5 Uhr morgens mit einem Shuttle zu Hause abgeholt und dann gemeinsam mit vier Begleitpersonen nach Bergamo gefahren, um von dort mit dem Flugzeug und schliesslich mit Kleinbussen nach Covasna zu gelangen. Als die Projektgruppe mit den Kleinbussen irgendwo zwischen Bukarest und Covasna eine Pause einlegte, regnete es in Strömen. Es war ein Schild zu lesen, dass es Bären in der Gegend gibt und man besser nicht in den Wald geht. Die Schülerinnen und Schüler liessen sich davon jedoch nicht beirren. Eindrücklich für alle waren auch die vielen Tiere – vor allem Hunde – die entlang der Strasse gesichtet wurden. Um ca. 20 Uhr sind alle Reisenden in Covasna angekommen und weil mittlerweile der Magen lauter knurrte als der Bär von der Rast, fuhr das gesamte Projektteam direkt ins Restaurant, um dort zu essen. Die Mädchen übernachteten schliesslich im Skihaus von Covasna und die Jungen in einem Haus etwas abseits am Waldrand, in der Nähe des Campingplatzes von Covasna.
Am nächsten Tag begrüssten die Schulleitung und der Bürgermeister der Schule, welche es zu reparieren galt, die fleissigen Helfer aus Zuoz. Und dann ging es auch schon los, denn man hatte ja viel vor.

Der Bau – Viele Hände, schnelles Ende
Ein Dach neu decken erfordert schon einiges an Mut, Geschick und Können. Das alte Ziegeldach wurde komplett entfernt und ein neues Prefa-Dach aufgebaut. Die Schülerinnen und Schüler mussten zuerst die alten Ziegel vom Dach werfen, um daraufhin die Holzlatten zu entfernen. Anschliessend wurde eine Holzschalung und eine Folie angebracht, worauf die Prefa-Platten und die Schneestopper montiert wurden. Im oberen Stockwerk des Schulhauses wurden die alten Fenster durch neue ersetzt. Ganz alleine war das Corps of Volunteer Team dabei allerdings nicht. Hilfe gab es von einigen Bauarbeitern aus dem Engadin, die auch nach Rumänien mitgekommen waren. Vor Ort kamen weitere Helfer dazu, insbesondere Mitarbeiter der Schule. Auch einige der rumänischen Schüler arbeiteten an dem Projekt mit. Verständigt wurde sich mit Hand und Fuss – aber auch mit den ersten Wörtern Rumänisch oder auch Englisch. Dennoch war es ein grosser Vorteil, dass eine Übersetzerin anwesend war. Imola Dragomer ist Lehrerin und hat dem Team während des ganzen Projektes bei der Organisation und Umsetzung geholfen.
Alle waren super motiviert und gemeinsam konnte man schnell erste Ergebnisse sehen. Zum Dank gab es am 11. Mai ein Fest, bei dem es Speis und Trank und natürlich Musik gab. Die Kinder der Schule sowie lokale Bands und Tanzgruppen haben traditionelle und moderne Tänze sowie auch Lieder vorgetragen. All das wurde von der Presse medial begleitet.
Die Reise war rundum gelungen und die Planungen für das nächste Projekt haben gerade begonnen. Wer 2020 auch mit dabei sein will, kann sich im neuen Schuljahr bewerben. Die Informationen werden während einer Assembly kommuniziert.
