Noch nicht ein ganzes Jahr ist es her, seit ich meine Abschlussprüfungen geschrieben habe – und doch kann ich mich noch genau an den Stress erinnern, den ich mir einige Wochen vorher gemacht habe. Ich musste aber einsehen, dass Fleiss und gute Vorbereitung die Prüfungen viel einfacher machen und einem auch grosse Mengen an Prüfungsangst nehmen können. Das sage ich mir jetzt während des Studiums auch die ganze Zeit. Und doch; je näher das Prüfungsdatum rückt, desto mehr fühlt man sich überfordert, gestresst oder manchmal sogar hilflos. Nicht selten überfallen einen Zweifel oder «Was-wenn»-Gedanken. Was, wenn ich die Prüfungen nicht schaffe und durchfalle? Doch solche Gedanken entmutigen einen nur und haben absolut keinen Sinn. Fängt man rechtzeitig mit dem Lernen an und lernt man sinnvoll, ist die Prüfung schon so gut wie bestanden.
Good things take time
Das Gehirn kann eine erstaunliche Menge an Informationen aufnehmen, es speichert allerdings nur die wichtigen. Um Platz zu sparen, sortiert das Gehirn Informationen aus, die es für unwichtig hält. Soll etwas ins Langzeitgedächtnis wandern und nicht nach kurzer Zeit wieder vergessen werden, müssen diese Infos laufend wiederholt werden – um das Gehirn quasi von ihrer Wichtigkeit zu überzeugen. Sich den Prüfungsstoff ins Kurzzeitgedächtnis zu schaufeln, kann manchmal gut gehen, bei so grossen Mengen an Wissen geht diese Methode aber schief. Ausserdem sollte man sich nie mit einem Schwall an Infos überfordern und zu viel über Nacht lernen, da sich das Gehirn niemals alles merken kann. Ausserdem ist es empfehlenswert, für jedes Fach ungefähr gleich viel zu lernen, um einen Ausgleich zu schaffen. Daher ergibt es keinen Sinn, Bücher, die man für die mündlichen Deutschprüfungen lesen muss, in wenigen Tagen zu verschlingen. Besser ist es, schon Monate oder Wochen vorher mit der Lektüre zu beginnen. So kommt man zum Schluss nicht in die Bredouille.

In der Routine liegt das Geheimnis
Bei einer Routine führt man einzelne Schritte regelmässig und irgendwann automatisch aus. Wie das Zähneputzen zum Beispiel. Schafft man es, sich eine abwechslungsreiche und produktive Routine anzugewöhnen, schafft man mehr, als wenn man sich ständig zum Lernen überwinden muss. Ich selbst habe mir in den Maiferien vor den Maturaprüfungen eine Tabelle erstellt mit den fünf Fächern in der einen Spalte und den Tagen, die mir noch zum Lernen übrigbleiben in der anderen. Ich habe darauf geachtet, dass ich jeden Tag für mindestens zwei Fächer lerne, und zwar jeden Tag für andere als am Vortag. So habe ich gesehen, an welchen Tagen ich weniger gemacht habe und in welchem Fach noch Nachholbedarf besteht. Ausserdem gab mir jedes Kreuz, das ich in die Tabelle schreiben konnte, Motivation für die nächste Lernsession. Beim Lernen sollte man auch an seine Schwachstellen denken. Wenn Mathematik mehr Schwierigkeiten bereitet als Deutsch, ergibt es mehr Sinn, in ersteres mehr Zeit zu investieren. Durch das tägliche Lernen kann man ausserdem die Infos ins Langzeitgedächtnis bewegen.
Die Wichtigkeit des eigenen Lerntyps
Es gibt verschiedene Lerntypen und jeder hat seine Präferenz. Visuelle Lernende können sich Infos am besten merken, wenn sie sie immer wieder sehen. Da ergibt es Sinn, sich Post-its oder Zusammenfassungen an die Wand zu kleben, wo man sie immer wieder anschauen kann. Der akustische Lerntyp muss Informationen hören. Sich das Wissen von jemandem erklären zu lassen oder Videos zu diesem Thema zu schauen, wäre in diesem Fall sinnvoll. Der kinetische Lerntyp braucht die Bewegung. Es gibt Menschen, die laufen durch die Wohnung, wenn sie sich selbst etwas erklären wollen. Hier wäre ein «sitz still und lern» nicht sinnvoll. Manche brauchen Ruhe, manche brauchen Musik, um sich gut konzentrieren zu können. Manchmal ist Ordnung auf dem Schreibtisch essentiell, manchmal nicht. Manche Leute brauchen etwas zum Knabbern während des Lernens, andere unbedingt einen Kaffee und andere überhaupt nichts. Herauszufinden, wie man selbst am besten lernen kann, erleichtert den Lernprozess sehr und wird bestimmen, wie gut man sich Informationen letztendlich merken kann.

In der Kürze liegt die Würze
Viele Schüler/innen, so auch ich selbst, lieben Zusammenfassungen. Aber weil das Zusammenfassen viel Zeit in Anspruch nehmen kann, holen sich manche Schülerinnen und Schüler die Arbeiten der Mitschüler/innen und verpassen dadurch etwas Wichtiges. Das Aufnehmen der Informationen geschieht nämlich am besten, wenn man es selbst macht. Einen Text zu lesen, den Zusammenhalt zu verstehen, das Wichtigste herauszufiltern und es schliesslich per Hand auf ein Papier zu schreiben, bringt einen letztendlich dazu, die Infos zu behalten. Zusammenfassungen sind daher sehr effektiv. Durch eine bestimmte Gestaltung, zum Beispiel durch ästhetische Titel oder farbliche Markierungen, kann man hervorheben, was man sich unbedingt merken sollte. Und die Zusammenfassungen sind super, wenn man kurz vor der Prüfung noch einen Blick auf das Wichtigste werfen und ein paar Schlüsselinformationen kurz wiederholen will.
Vernachlässigung von Grundbedürfnissen kommt teuer zu stehen
Auch wenn man denkt, man sollte jede freie Minute nutzen, um für Maturaprüfungen zu lernen, ist es wichtig, einige Dinge nicht aus den Augen zu verlieren. Als erstes: den Schlaf. Mittlerweile wurde festgestellt, dass Schlaf und Konzentrationsfähigkeit Hand in Hand gehen. Ausserdem werden Informationen über Nacht im Gehirn gespeichert, also nach, nicht während des Lernens. Genug zu trinken und gesund zu essen sind ebenfalls wichtig für das Gehirn, um auch Hochtouren laufen zu können. Besonders Früchte, Nüsse, Joghurt und dunkle Schokolade sind für das Lernen sehr von Vorteil. Zu viel Zucker macht einen müde und schränkt die Konzentration ein. Und nichts ist schlimmer als dehydriert zu sein. Sich zwischen Lernphasen auszuruhen, ist ebenfalls sehr wichtig. Stundenlang kann sich niemand konzentrieren, deswegen sollte man nach einer Stunde eine Pause einlegen. Ausserdem braucht das Gehirn Abwechslung. Nach einem analytischen Fach wie Mathematik sollte man zum Beispiel für eine Sprache lernen und danach für Wirtschaft. Ein bisschen Bewegung und frische Luft zwischendurch schaden auch nicht.

Augen zu und durch
Wenn die Woche der Prüfungen gekommen ist, kann man noch einmal in Angstzustände geraten. Sich Sorgen zu machen, bringt einem nun aber nichts mehr. Wenn man sich gut vorbereitet hat, kann gar nichts schiefgehen. Die Prüfungen werden ziemlich identisch sein wie die Vormatura, es erwartet einen nichts Unvorhersehbares. Das allerwichtigste am Prüfungstag ist Pünktlichkeit. Die Zeit kann manchmal ein bisschen knapp werden, Zuspätkommen versetzt einen nur in zusätzliche Stresssituationen, die vermieden werden sollten. Und wenn man an seinem Platz sitzt, sollte man sich seiner Fähigkeiten bewusstwerden, seinem Können vertrauen und sein Bestes geben. Zu jeder Frage wird man irgendeine Antwort haben. Und auch die Zeit wird ausreichen. Hat man eine Prüfung hinter sich, sollte man sich genug Ruhe gönnen, um wieder entspannt in die nächste Prüfung zu kommen. Nachlassen oder gar aufgeben sollte man allerdings nicht. Zur Wiederholung und letzten Auffrischung der Infos kann man nun die Zusammenfassungen noch einmal anschauen oder letzte Unklarheiten mit Mitschüler/innen klären. Und das Allerwichtigste: Man sollte darauf vertrauen, dass alles gut kommen wird.
Valentina Baumann, ehemalige Schülerin und LAZ Bloggerin