Eine Gruppe unerschrockener Schülerinnen und Schüler wagte sich während der Projektwoche mit ihren Begleitpersonen auf Expedition ins Gebirge und erlebte ein unvergessliches outdoor Abenteuer. Der Weg in die UNESCO-Welterbe-Region «Tektonik-Arena Sardona» führt von Reichenau-Tamins zum Kunkelspass und weiter hoch durch den Grossalpwald.
Auf etwa 2000 Metern, am Südhang des Ringelspitzmassivs, thront die Ringelspitzhütte. Sie ist für die Dauer der Woche das Zuhause der Gruppe von jungen Menschen. Jasmin und Fernando, die als Hüttenwarte dort leben, sowie Bergführer Alfons begrüssen ihre Gäste nach 1400 Höhenmetern Aufstieg. Fünf Tage werden sie gemeinsam am Berg verbringen. Noch ahnen sie nicht, was für Abenteuer sie erwarten.
Trotz Schnee und Wind viel Zeit draussen
Das Projekt Alpenlernen entstand in Zusammenarbeit der UNESCO und des Schweizer Alpen-Clubs. Für fünf Tage wird das Schulzimmer mit den Bergen getauscht. In Kleingruppen befassen sich die Schülerinnen und Schüler mit verschiedenen Themen: Klimawandel in den Alpen, Permafrost, Lawinen, Tourismus – um nur einige zu nennen.
Die Jugendlichen schlüpfen nun in die Rollen von Umweltwissenschaftlern des Instituts für Schnee- und Lawinenforschung, Akteuren der Tourismus-Branche oder Umweltschützern. Die meiste Zeit verbringen sie aber trotz Schnee und Wind draussen. Sie wandern zu engen Canyons und ausgeschliffenen Gesteinsformationen, sie baden im eiskalten Wasser, erklimmen die umliegenden Gipfel, sie testen die Klettersteige und beobachten die faszinierenden Anpassungsstrategien der Natur.

Vereiste Felsen, gefrorene Seile – kann man das schaffen?
Zuerst führt die Expertin in die geologischen Strukturen ein und bringt längst vergangene Gebirgsbildungsprozesse näher, dann führt Alfons in die Welt des Bergsports und der Expeditionen ein und erklärt Sicherungstechniken auf dem Gletscher und am Fels. Die Nervosität steigt, als am Mittwoch der Winter frühzeitig einbricht. Wird die geplante Hochtour am nächsten Tag stattfinden?
Die zwei Bergführer beraten sich bei einer heissen Schokolade und bald steht die Entscheidung: Sie versuchen es! Warm eingepackt und mit viel Proviant eingedeckt, stapfen die Jugendlichen also am nächsten Morgen los. In Einerkolonne durchpflügen sie den Tiefschnee. Manchmal durchbricht das Sonnenlicht die dicke Wolkendecke, verschwindet jedoch gleich wieder. Es folgen die aufregendsten Stunden der Woche. In drei Seilschaften klettern sie die erste Seillänge. Der Fels ist vereist, die Seile hart gefroren und noch sind alle etwas unsicher. Geht das?
Was für ein Abenteuer, was für eine grossartige Leistung!
Nach einer kurzen Beratung geht die Gruppe ihren Weg weiter. Mehrere Seillängen, teils über senkrechte Felspartien, teils angenehm geneigt im Schnee, einmal durch ein Felsfenster hindurch arbeiten sie sich durch diese unwirtliche Landschaft voran. Ohne Steigeisen sind einige Stellen fast nicht zu überqueren, doch mit Hilfe einiger Fixseile schaffen sie es auf den Gipfel des Schafgrats.
Der Stolz wächst mit jedem Schritt und sogar die Sonne zeigt sich, als die jungen Bergsteiger wieder auf dem Abstieg sind. Nach acht Stunden, mehreren Schneehuhn-Sichtungen und ein paar glimpflich abgelaufenen Stürzen im weichen Schnee erreichen sie die Ringelspitzhütte. Sie sind sich alle einig: Nie hätten sie gedacht, eine Tour im Hochgebirge unter solch extremen Bedingungen zu schaffen.
